Spectraproof ist eine neue bahnbrechende Softproofing-Anwendung, die auf spektraler Farbvorhersage basiert.

Die Idee, papierbasierende Zwischenproofs zu ersetzen, um Freigabeprozesse zu beschleunigen, ist nicht neu. Schon vor mehr als 15 Jahren wurde vorausgesagt, dass Softproofing, also monitorgestütztes Proofing, irgendwann den Hardcopy-Proof vollständig ersetzen würde. In der Realität ist dies nie der Fall gewesen. Warum also hat der Markt diese Technologie nie angenommen, trotz aller Vorteile?

Ein Grund war natürlich der Farbraum und die Darstellungsqualität der Monitore, die seinerzeit auf dem Markt erhältlich waren. Mit der Verfügbarkeit von preiswerten, hochpräzisen Flachbildschirmen zu sehr günstigen Preisen gibt es keinen Grund, warum eine Datei nicht mit einer Farbgenauigkeit in Kontraktqualität angezeigt werden sollte. Tatsächlich sind die meisten Monitore sogar genauer und haben einen besseren Farbraum, als selbst Tintenstrahldrucker der neuesten Generation, solange man die richtige Farbmanagement-Software verwendet. Die Qualität und der Preis eines Monitors sind jedoch nur ein Aspekt des Softproofs. Es gibt zahlreiche Faktoren, die die Genauigkeit eines Softproofs beeinflussen, wie z. B. die Raumbeleuchtung, umgebende reflektierende Oberflächen (die Farbe der Wand hinter dem Betrachter, die Schreibtischoberfläche und ja, sogar das Kleidungsstück, das der Anwender trägt). Die Hürden zur Einrichtung einer zuverlässigen und genauen Softproof- Umgebung waren so hoch, dass die meisten Unternehmen die Idee schnell wieder aufgaben und zum papierbasierten Proofing zurückkehrten, auch angesichts immer billiger werdender Tintenstrahldrucker und Verbrauchsmaterialien. Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Vergleich eines Softproofs und eines z. B. Druckbogens oder Hardcopy-Proofs, ist die physikalische Beschaffenheit, das eine Medium ist reflektierend, das andere lichtabstrahlend. Gerade ein unerfahrener Anwender hat es schwer, das eine dem anderen zuzuordnen. Typischerweise ist ein Farbprüfstation oder eine Lichtkabine, obwohl sie die richtige Farbtemperatur hat, viel heller und wird vom Umgebungslicht oftmals beeinflusst.

Ursprünglich waren Softproofing-Systeme primär für Zeitschriftenproduktionen und andere Akzidenzen gedacht, bei denen in kurzer Zeit viele Seiten produziert und freigegeben werden mussten. Da sich heute gängige Standards wie Fogra 39 oder GraCol in der Branche etabliert haben, ist die Notwendigkeit, für jede einzelne Seite einen Proof zu erstellen, deutlich gesunken. Ein Bereich, in dem hochpräzises Proofing immer noch ein Muss ist, ist der Verpackungsdruck. Im Gegensatz zum Akzidenzdruck gibt es hier wenig bis keine Standardisierung, viele unterschiedliche Druckverfahren, Sonder- oder Markenfarben und nachträgliche Veredelungen. Hier wäre ein Softproof-System, das in der Lage ist, Druckvorlagen exakt zu visualisieren, ein Schlüsselfaktor, um Kosten zu senken und Prozesse zu rationalisieren.

Ein kalibrierter Wide-Gamut-Monitor ist per se noch keine Garantie für eine exakte Farbdarstellung. Im Grunde genommen gibt es keinen Unterschied zu einem Inkjet-Proofer für Papierproofs. Ein kalibrierter Proofer ohne Farbmanagement erzeugt auch nicht automatisch einen korrekten Proof.

Die aktuelle Pandemie-Situation hat den Bedarf an akkuraten ad hoc Proofs an jedem Ort und zu jeder Zeit enorm verdeutlicht. Da viele Prozessbeteiligte, darunter auch Entscheidungsträger beim Markenartikler, von zu Hause aus arbeiten, besteht ein ausgeprägter Bedarf an einem schnellen,

vielseitigen und kostengünstigen System, das sogar vom Homeoffice aus problemlos eingesetzt werden kann, einfach zu bedienen ist und nicht zu viel Platz einnimmt.

Spectraproof wurde speziell für alle diese Anforderungen der Verpackungsindustrie konzipiert. Es ist ein System, das Hard- und Softwareelemente kombiniert und damit die ideale Lösung für diese Aufgabe darstellt.

Neben der Software beinhaltet das System eine LED- Lichtquelle, die direkt in die Haube des Flachbildschirms eingebaut ist. Die Haube mit Lichtquelle kann einfach mittels Klettband auf jedem geeigneten Monitor, wie z.B. die EIZO CS-Serie, montiert werden. Die Preise für derartige Monitore liegen typischerweise bei ca. 800 €.

Es sind zwei Versionen des LED-Panels erhältlich. Eine Version ist so programmiert, dass sie 5000 K Licht mit einer Leuchtstärke von 500 Kelvin ausstrahlt, d.h. Standard-Betrachtungsbedingungen. Das LED Element kalibriert sich automatisch neu. Es gibt eine weitere Version, die z.B. auf andere spektrale Bedingungen, wie 5000, 6500 K oder US-Kaufhauslicht (CWF, TL84) kalibriert werden kann. Im Controller können mehrere Voreinstellungen gespeichert werden.

Zur Kalibrierung des Monitors können Standardanwendungen wie Profilmaker, EIZO ColorNavigator etc. verwendet werden. Als Messgerät eignet sich jedes handelsübliche Spektralphotometer (i1Pro, i1 Display etc.) Universell geeignet ist das X-Rite i1 Display. Die Kalibrierung, die nur ein bis zwei Minuten in Anspruch nimmt, muss nur ca. alle 200 Betriebsstunden durchgeführt werden.

Wird die Spectraproof-Anwendung gestartet, fordert sie zunächst den Bediener auf, den Zustand des Monitors zu überprüfen. Nachdem das Messgerät in der Mitte des Monitors platziert wurde, werden nacheinander verschiedene Farbfelder dargestellt, die vom Spektralphotometer vermessen werden. Das Ergebnis wird dann von der Software angezeigt (typischerweise wird ein durchschnittlicher DE von unter 1 und ein max. um 2-3 DE erzielt).

Nach dem Laden einer PDF-Datei wird diese analysiert und alle Separationen werden angezeigt.

Die Software verwendet eine Datenbank mit ca. 20.000 spektralen Farbdefinitionen (Pantone etc.). Jede unbekannte Farbseparation wird mit einem Fragezeichen hervorgehoben. Der Benutzer kann dann direkt in der Anwendung entweder eine LAB-Definition hinzufügen oder die Farbe mit einem Spektralfotometer ausmessen und der Datenbank hinzufügen. Die Software unterstützt alle gängigen Messgeräte wie z.B. das X-Rite i1. Sollen viele Farben auf einmal hinzugefügt werden, so kann dies auch separat erfolgen.

Anschließend wird das ICC-Ausgabeprofil aus der Datenbank ausgewählt. Dies kann ein Industriestandard wie ISOcoated oder ein eigenes Druckmaschinenprofil (Fingerprint) sein. Durch Ändern des Zielprofils können Aufträge sofort unter verschiedenen Druckbedingungen betrachtet werden.

Die Substratfärbung oder das Papierweiß wird entweder aus der Ausgabebedingung übernommen oder kann individuell ausgewählt werden. Dafür können beliebig viele Substrate gemessen und dem System hinzugefügt werden. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel sehr einfach darstellen, wie sich eine Substrat-Chargenschwankungen wie bei einem GD2-Karton auf das Ergebnis auswirken.

Beim Vergleich des Softproofs mit einem gedruckten Proof oder einem Druckbogen, wird dieser einfach unter die Monitorhaube gehalten, die Standard Licht- und -Betrachtungsbedingungen bietet und so den Vergleich sehr einfach macht. Dieses System bietet eine in sich geschlossene Betrachtungsstation direkt auf dem Schreibtisch, dies macht eine separate sperrige Betrachtungskabine usw. überflüssig, was es auch ideal für Home-Office-Umgebungen macht.

Zur Verifizierung eines Auftrags werden die Prozess- und Schmuckfarben erneut als Farbflächen hintereinander dargestellt und vermessen, so dass auf Knopfdruck ein Zertifizierungsbericht erstellt werden kann. Der Bericht enthält alle notwendigen Informationen, wie Datum und Uhrzeit, Betrachtungsbedingungen, DE des Jobs, Betriebssystem, Benutzername und Firma usw.

Jobs können auch komplett exportiert werden. Die Software verwendet ein spezielles Containerformat, das die Datei als solche und alle notwendigen Parameter wie Ausgabeprofil, Substratfärbung, DEs usw. einschließlich eines Statusreports, enthält. Dieser Container kann dann z.B. auf der Empfangsseite (Markeninhaber etc.) wiederum importiert werden. Auf der Empfangsseite wird ein weiterer Qualitätsbericht generiert, der nun alle Parameter der sendenden und der empfangenden Seite berücksichtigt, sodass diese leicht miteinander verglichen werden können. Es wird also dokumentiert, dass der Anwender auf beiden Seiten genau das Gleiche sehen, was die Freigabe- und Entscheidungsprozesse enorm vereinfacht und verkürzt.

Die Anwendung ist derzeit im Beta-Stadium und steht zur Evaluierung zur Verfügung.